Sciara – oder „Was sich zeigt“

1. Das Experiment

Nach meinem Ausstieg bei Xenium Ende Januar 2019 hatte ich mir vorgenommen, ein Experiment zu machen. Ich wollte darauf verzichten, mich gleich in das nächste Abenteuer zu stürzen. Mein Zen-Lehrer hatte mir den Hinweis gegeben, „auf die Pause zu achten“ – so wie man bei der Meditation auf die Pause nach dem Ausatmen achtet: ein Moment besonderer Stille.  Ich wollte einmal ausprobieren, wie es ist, auf das zu warten „was sich zeigt“.

Neben meiner Alpenüberquerung, dem Aufbau meiner Webseite und ein bisschen Coaching habe ich daher in 2019 beruflich nichts gemacht. Ein paar Gelegenheiten kamen und gingen – aber immer hat irgendetwas nicht gepasst. Manchmal musste ich ein bisschen meine Ungeduld zügeln. Nach einigen Monaten hat sich ein anderer Lebensrhythmus eingestellt. Das hat mit gutgetan.

Doch Anfang 2020 passierte etwas Neues.

2. Ein Besuch mit Folgen: die Sciara-Idee

Im Januar besuchte ich Daniel Tamberg in Potsdam. Daniel und ich kennen uns von verschiedenen Projekten bei Xenium. Er erzählte mir von einer Idee, die er schon länger mit sich herumtrug und die gerade neue Fahrt aufnahm. Es geht dabei um Simulationen zur Erforschung der Folgen des Klimawandels. Im Kern besteht seine Idee darin, solche Simulationen zu ergänzen um die Simulation gesellschaftlicher Entwicklungen, z.B. der gesellschaftlichen Akzeptanz oder Ablehnung von Maßnahmen gegen den Klimawandel. Durch diese Kombination physikalisch- technischer Modelle mit Simulationen gesellschaftlicher Dynamik soll es möglich werden, diejenigen Maßnahmen zu identifizieren die einerseits wirksam sind gegen den Klimawandel und andererseits gesellschaftlich breit akzeptiert werden. Der eigentliche Clou bei Daniels Idee ist, dass für diese Simulation gesellschaftlicher Dynamik weder sozialwissenschaftliche Modelle noch Software-Agenten benutzt werden; so etwas gibt es bereits – aber es funktioniert nicht wirklich. Stattdessen schlägt Daniel vor, reale Menschen zu nehmen, die über ein geeignetes Software-System mit den physikalisch-technischen Modellen interagieren. Das ist ein komplett neuer Ansatz.

Diese Idee faszinierte mich sofort. Innerhalb weniger Minuten wechselten Daniel und ich in den Brainstorming-Modus. Wie könnte man diese Idee in die Tat umsetzen? Wie könnte man Kunden, Investoren oder Geldgeber gewinnen? Und vor allem:  Woher sollte das Team kommen, das eine erste Fassung des Systems baut? In der Diskussion kam ich auf die Idee, Unternehmer- und Manager-Freunde aus meinem Netzwerk um Unterstützung zu bitten; denn ich weiß, dass vielen von Ihnen soziales oder ökologisches Engagement sehr wichtig ist. Gesagt – getan: In den folgenden Wochen brachten wir eine Gruppe von sechs Unternehmen zusammen, die bereit waren, die Idee mit Personal und Geld zu unterstützen.

Ziemlich schnell wurde mir klar, dass all die Aufgaben, die mit einem solchen Startup verbunden sind, für eine Person ziemlich viel wären. Daniel brauchte also einen Partner. Mittlerweile sind wir beide Geschäftsführer der SCIARA GmbH und zusammen mit den sechs beteiligten Firmen Gesellschafter.

3. Was ist das Besondere an Sciara?

Die Idee fasziniert mich vor allem aus den folgenden Gründen:

  • Sinn
    Na klar – der Klimawandel ist eine große Bedrohung. Aber was kann man dagegen tun – über die Veränderung des eigenen Verhaltens hinaus? Für mich ist die Sciara-Idee eine wichtige Antwort auf diese Frage. Natürlich wissen wir noch nicht, ob das alles so funktioniert und wie wir das finanziert bekommen – so ist das bei Startups. Aber einen Versuch ist es wert!

  • Interdisziplinarität
    Ich habe es immer schon sehr gerne mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sozialisation und Ausbildung zusammengearbeitet. An Sciara beteiligt sind unter anderem Physiker, Mathematiker, Sozialwissenschaftler, Informatiker, Wissenschaftler, Software-Entwickler, Projektmanager und Unternehmer. Unsere internationalen Kontakte reichen von Princeton über Ljubljana, Rom, Barcelona und Madrid bis nach Oslo. Die Vielfalt der Menschen, Ideen und Kulturen ist großartig.

  • Vertrauen
    Die Vielfalt der Beteiligten macht eine Zusammenarbeit nicht unbedingt einfach. Umso schöner ist es zu sehen, wie gut, offen und vertrauensvoll wir in dieser Runde zusammenarbeiten – und das ganze bisher ausschließlich virtuell!

  • Mein Beitrag
    Meine Fähigkeiten als Unternehmer, Projektmanager, Berater und Coach kann ich in Sciara nutzbringend einsetzen. Das fühlt sich gut an. /li>

  • Das Gründer-Team
    Die Zusammenarbeit mit Daniel klappt einfach super. Wir können konstruktiv streiten, hören uns gegenseitig zu, denken häufig synchron und können uns aufeinander verlassen.

4. Reflektion über das Experiment

Wie oben erwähnt gab es auch in 2019 schon die eine oder andere Gelegenheit mich irgendwo zu engagieren. Was war bei Sciara anders?

Objektiv hatte keine der anderen Gelegenheit so viele Merkmale, die mich faszinieren und die zu mir passen. Und subjektiv: Bei allen anderen Gelegenheiten gab es eine Phase des Zögerns und Nachdenkens. Das war hier anders. Ich kann  mich gar nicht erinnern, dass ich länger darüber nachgedacht habe, ob und in welcher Rolle ich mich bei Sciara engagieren sollte. Irgendwie hat einfach alles gepasst und ein Schritt folgte logisch auf den nächsten. Ich habe das sehr wohl bemerkt und bin nicht einfach hineingeschlittert. Aber immer, wenn ich mich gefragt habe „Willst Du das wirklich?“ war die Antwort ein klares „ja“.

Ein bisschen wie damals als Andreas Lannes mich anrief und fragte, ob wir nicht zusammen eine Firma gründen wollen. Ich habe mir damals zwar Bedenkzeit ausgebeten, aber eigentlich war die Antwort schon in dem Moment klar als er fragte.

Ich denke dass es das ist was mit dem „sich zeigen“ gemeint ist: Ich muss gar nichts tun, sondern nur hinschauen. Dann sehe ich was sich zeigt und es ist klar was zu tun.

Das Experiment, weniger zu planen und stattdessen mit Geduld zu warten und zu schauen „was sich zeigt“ hat sich jedenfalls für mich gelohnt.

5. Zum Schluss noch eine Bitte:

Falls Euch die Sciara-Idee gefällt, wäre es super, wenn Ihr unsere Crowdfunding-Kampagne auf startnext.com unterstützt. Die Website dazu mit unserem Video findet Ihr hier: https://www.startnext.com/sciara

Wenn Ihr mehr zu SCIARA wissen wollt, könnt Ihr auf unsere Website https://sciara.de/ schauen, mir eine E-Mail schreiben oder anrufen.

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